Katrin Behrens und Daniela Hommel

Haushaltsrede 2022

Strukturell defizitärer Haushalt

Wie schon seit Jahren verabschieden wir auch heute wieder einen strukturell defizitären Haushalt, d.h. wir werden im nächsten Jahr mehr ausgeben als einnehmen, wie in den vergangenen Jahren. Deshalb haben wir eine hohe Lebensqualität und einen hohen Lebensstandard in Schwalbach: Von Kinderbetreuung bis Naturbad – hier kann man sich wohlfühlen. Kann dieser Standard ohne Einschnitte beibehalten werden?

So sehr wir uns das alle wünschen: Nein. Denn: Bisher gelang der Ausgleich vor allem durch hohe Nachzahlungen von Gewerbesteuern. Diese Nachzahlungen waren und sind schwer prognostizierbar, aber es ist davon auszugehen, dass zukünftig mit geringerem oder gar keinem Mittelzufluss aus Gewerbesteuernachzahlungen zu rechnen ist. Sogar das Gegenteil könnte eintreten: Die Stadt könnte Nach- und Rückzahlungen leisten müssen. Ist dies unwahrscheinlich? Nein – dies ist bezüglich bereits vereinnahmter Verzugszinsen bereits vorgekommen: Infolge der geänderten Rechtslage musste die Stadt mehrere Tausend Euro zurückzahlen.

Die zukünftige Einnahmensituation wird sich deutlich verschlechtern: Der Umzug von Samsung nach Eschborn hat empfindliche Einbußen zur Folge. Die Gewerbesteuereinnahmen, die im letzten Jahr (2021) mit 31,2 Millionen Euro noch 63% der Steuereinnahmen ausmachten, sind im vorliegenden Haushalt für 2023 mit 28,2 Millionen Euro angesetzt. Für das Jahr 2025 werden 14,6 Millionen Euro prognostiziert. Das sind nur noch etwas über 40% der gesamten Steuereinnahmen, die dann bei nur noch 33,8 Millionen Euro liegen sollen.

Gleichzeitig werden wir mit steigenden Kosten konfrontiert. Allein die Energiekosten der Stadt belaufen sich im Vergleich zum Vorjahr auf über eine Million Euro zusätzlich. Die Schulumlage wird um 26% steigen, von 6,5 Millionen Euro auf 8,1 Millionen Euro, die Kreisumlage um 11,7% von 12,6 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 14,1 Millionen Euro im Jahr 2023. Sehr leicht zu erkennen ist, dass zwischen Gewerbesteuereinnahmen im Jahr 2023 und beiden Umlagen nur eine positive Lücke von ca. 6 Millionen Euro übrig bleibt, von der alle Ausgaben der Stadt gedeckt werden müssten. Bereits im Jahr 2025 bleibt bei gleichbleibenden Umlagen von den Gewerbesteuereinnahmen gar nichts mehr übrig.

Die Situation zusammengefasst: Wir werden mit geringeren Einnahmen und steigenden Kosten umzugehen haben. Haben wir noch Rücklagen, auf die wir zugreifen könnten? Ja, die haben wir. Allerdings reichen diese rechnerisch noch für etwa 2-3 Jahre, also maximal bis 2025. Wenn die bestehenden Verpflichtungsermächtigungen vollständig umgesetzt werden, dann nur bis 2024. Ohne den drohenden Greensillverlust von 19 Millionen wären es noch 1-2 Jahre länger gewesen.

Das hört sich betrüblich oder für manch einen gar bedrohlich an. Aber schauen wir mal aufs Umfeld: Schwalbach ist im Main-Taunus-Keis gelegen. Nach dem vom Handelsblatt am 30. September 2022 veröffentlichten Zukunftsbarometer der deutschen Städte und Gemeinden liegt der Main-Taunus-Kreis im Vergleich mit 400 bewerteten Städten und Gemeinden auf folgenden Rängen:

  • Zukunftschancen: Rang 14/400
  • Stärke, bewertet anhand von makroökonomischen Indikatoren: Rang 13/400
  • Wirtschaft- und Arbeitsmarkt: Rang 12/400

Damit liegen wir also in drei Bereichen unter den TOP 20 der deutschen Städte und Gemeinden.

Hinsichtlich

  • Wettbewerb & Innovation: Rang 75/400
  • Dynamik: Rang 180/400
  • Demografie: Rang 233/400

also gerade so im Mittelfeld.

Das heißt: Wir haben hervorragende Zukunftschancen aufgrund unserer Lage. Dynamik und Demografie werden uns jedoch nicht in die Hände spielen – hier liegen wir nur im Mittelfeld. Um die von den Zukunftsforschern des Handelsblattes erkannten Zukunftschancen wahrzunehmen, müssen wir selbst aktiv werden. Selbst gestalten. Dafür stehen wir! Dabei müssen wir priorisieren und fokussieren, darauf achten, dass wir uns nicht in Kleinstthemen verstricken, sondern an den wichtigen Stellschrauben arbeiten.

Die CDU wird deshalb im kommenden Jahr den Fokus auf die Konsolidierung des Haushaltes legen. Das ist ein weiterer Schritt, der sich in die Maßnahmen der letzten Jahre einreiht, nicht zuletzt die maßvolle Gebührenerhöhung aus dem letzten Jahr. Gutes tun, kostet Geld – und das muss erst mal verdient werden.

Investitionen in solidere Prozesse und eine effizientere Verwaltung

Eventuell fragen Sie sich jetzt: Wie passt das mit der Wiedereinführung der Stelle „Erste Stadträtin/Erster Stadtrat“ und der Besetzung dieser Stelle mit Herrn Thomas Milkowitsch zusammen? Auch wenn die Kosten nicht so hoch sind wie teilweise kolportiert, eine legitime Frage. Die Gründe für die – in Anführungszeichen – „Investition Erster Stadtrat“ sind folgende: Die Komplexität in der Verwaltung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dazu zählen die dringend erforderliche Digitalisierung und Verbesserung der IT-Sicherheit, Stichwort „Hacker-Angriffe“. Die Aufnahme und Integration von Geflüchteten. Die Bewältigung der Folgen von Corona. Zunehmende rechtliche Risiken infolge der sich ändernden und zunehmenden regulatorischen Vorgaben. Um nur einige Herausforderungen zu nennen. Des Weiteren benötigt die Finanzverwaltung gerade in Zeiten, in denen Gewerbesteuereinnahmen und bestehende Rücklagen fast zeitgleich wegbrechen und aufgebraucht sein werden, schon heute eine Leitung, die den Konsolidierungskurs konsequent umsetzt.

Dass die Verwaltung dringend eine personelle Unterstützung auf Stadtratsebene braucht, man auch an der hohen Anzahl von nicht umgesetzten Anträgen: Weniger umfangreiche wie die CDU-Anträge „Einrichtung von Notfallbänken“ oder die Unterstützung von Seniorinnen und Senioren bei „Digital im Alter“, aber auch sehr kostenintensive Maßnahmen zumeist im Bereich Bau, wie das Stadion, die eine sorgfältige Planung und Umsetzung nötig machen, sind längst noch nicht umgesetzt. Gerade im Bau ist das sehr schädlich für die Stadt, da Verzögerungen unweigerlich zu erhöhten Kosten führen.

Darüber hinaus: Die Vorkommnisse um Greensill haben uns gezeigt, dass es hinsichtlich interner Prozesse und Kontrollmechanismen deutlichen Verbesserungsbedarf gibt. Und Nachholbedarf bei der Aus- und Fortbildung. Begriffe aus der freien Wirtschaft wie Compliance und Controlling müssen auch Einzug in die öffentliche Verwaltung halten. Und das alles im Lichte einer sich bereits im Vorjahr abzeichnenden, deutlich verschlechterten Kosten- und Einnahmerelation. Teilweise Abhilfe könnte durch verstärkte interkommunale Zusammenarbeit geschaffen werden, welche die CDU sehr begrüßt. Aber auch diese will organisiert werden. Deshalb sehen wir den Ersten Stadtrat als Investition und nicht als Kostenfaktor.

Sonderthema Greensill

Die Auswirkungen der missglückten Geldanlage kosten uns 1-2 Jahre Rücklagen. Im Bericht der Revision fanden wir die Bestätigung des Fragenkataloges, den die CDU im Frühjahr 2021 an den Magistrat gerichtet hatte. Sehr früh haben wir angeregt, Prozesse und Abläufe sicherer zu gestalten. Die Revision hat dies bestätigt.

Die Anlagerichtlinien waren längst überfällig. Nunmehr wurden sie vom neuen Ersten Stadtrat und Kämmerer vorgelegt und mit wenigen, klarstellenden Änderungen verabschiedet: Handwerklich solide, entsprechen sie nicht nur dem Muster des Landes Hessen sowie dem Standard der Finanzbranche, sondern gehen teilweise sogar darüber hinaus. Besonders positiv bewertet die CDU, dass wesentliche Punkte aus unserem Antrag von Juni 21 bereits umgesetzt werden:

  • Prozesse werden klar und sicherheitsorientiert definiert,
  • die Geldanlage erfolgt über den Kämmerer,
  • erste Fortbildungsmaßnahmen wurden bereits absolviert.

Dennoch ist der Schaden für die Stadt nicht von der Hand zu weisen. Deshalb werden wir dem Magistrat keine uneingeschränkte Entlastung für das Jahr 2020 erteilen, sondern diese hinsichtlich der Geldanlagen bei Greensill einschränken.

Eine Nebenbemerkung zu dem Antrag der „Open Petition“, an dem sich rund 600 Schwalbacherinnen und Schwalbacher – überwiegend anonym – beteiligt haben. Jeder wird sich erinnern, dass wir mit Dennis Seeger den Einwohnern und Einwohnerinnen ein Gegenangebot zu Alexander Immisch bei der Bürgermeisterwahl unterbreitet haben. Die Wahl ging nicht in unserem Sinne aus, erfolgte jedoch auf demokratischem Wege und ist daher bindend.

Jede Form der Bürgerbeteiligung ist begrüßenswert. Sie wissen, dass wir vor knapp 5 Jahren selbst ein Bürgerbegehren unterstützt und verloren haben, obwohl wir 3.000 Unterschriften im Vorfeld gesammelt hatten.

Eine Online Petition ist allerdings kein Bürgerbegehren und selbst dieses ist nach der Hessischen Gemeindeordnung zur Abwahl eines Bürgermeisters ausgeschlossen.

Dies verdeutlicht, dass nicht allein amtliche Fehlentscheidungen oder Zweifel an der Amtsführung ausreichen, um einen Bürgermeister abzuwählen. Wie in Frankfurt unlängst geschehen, muss ein schwerwiegendes persönliches Fehlverhalten, wie der Vorwurf der Bereicherung oder sonstigen strafbaren Verhaltens, vorliegen.

Auch wenn die Opposition aus dieser sehr neutralen und vor allem anhand von demokratischen Grundsätzen hergeleiteten Sichtweise immer wieder den Schluss zieht, wir würden Bürgermeister Alexander Immisch schützen, sagen wir, wir respektieren ihn und vor allem respektieren wir demokratische Grundsätze.

Gerade in Zeiten, in denen nicht weit von uns in Europa Demokratie und Ländergrenzen mit Füssen getreten werden, sollten wir uns auf das, was Demokratie ausmacht, besinnen.

Weitere Anträge 2021/2022

Trotz der Auswirkungen von Greensill, die teilweise von der Presse recht reißerisch und vor allem nahe an der Verletzung von Persönlichkeitsrechten von Rathaus-Mitarbeitenden präsentiert wurden, und der langen Liste nicht umgesetzter Anträge, sind in Schwalbach Dinge bewegt worden. Zu nennen sind:

Schwalbach Mobil: Mehr Mobilität u.a. für Senioren, mehr Sicherheit – wichtige Themen für die CDU,

Umsetzung der Corona Hilfen II mit dem Ziel des Erhalts des lokalen Gewerbes und somit der Lebensqualität,

Erhöhung Grundsteuern: Die Differenz zum hessischen Durchschnittssatz muss aus Steuergeldern bezahlt werden. Die Anhebung des Steuersatzes bedeutet den Wegfall der Förderung von Wohnungs- und Hauseigentümern,

Erhöhung der Hortgebühren angesichts viel zu geringer Kostendeckung – niedrige Beträge, die weitaus geringer als die Inflation sind und die zur Beibehaltung des Betreuungsangebotes beitragen sollen,

B-Plan Feuerwehr: Wir als CDU stehen uneingeschränkt zu unserer Unterstützung der Feuerwehr.

CDU: Priorisierte und fokussierte Stärkung des Wirtschaftsstandorts Schwalbach

Wir stellten eingangs fest: Nach dem Zukunftskompass des Handelsblattes sind wir gut positioniert und haben es selbst in der Hand. Neben dem Ziel Kosten und Ausgaben zu verringern, aber nicht an der falschen Stelle sparen, muss die Wirtschaftsförderung in den nächsten Jahren im Vordergrund stehen.

Schwalbach ist als Wirtschaftsstandort sehr attraktiv, für kleine Gewerbetreibende, aber auch für Großunternehmen. Diesen Trumpf müssen wir ausspielen und nach dem Weggang von Samsung auch wieder Großunternehmen, die Gewerbesteuer zahlen, in Schwalbach ansiedeln.

Die CDU legt deshalb ihren Schwerpunkt auf die gezielte Wirtschaftsförderung. Dem des Öfteren geäußerten Anspruch: „Wirtschaftsförderung ist Chefsache!“, stimmen wir uneingeschränkt zu und werden den Bürgermeister entsprechend in die Pflicht nehmen.

Wir drängen auf eine strategische Wirtschaftsplanung für Schwalbach, die längerfristig ausgeglichene Haushalte sichert. Einzelmaßnahmen, die den lokalen Einzelhandel und die Gastronomie fördern, sorgen zwar unbestritten für Lebensqualität, sind hinsichtlich der erforderlichen Gewerbesteuereinnahmen aber ungenügend. Im Rahmen der Wirtschaftsplanung und -förderung muss auf eine ausreichende Diversifizierung der Gewerbesteuerzahler geachtet werden: Wie wir gerade schmerzlich erfahren mussten, ist die Abhängigkeit von wenigen, großen Steuerzahlern bestenfalls bequem, aber mit Sicherheit riskant. Wir wissen, dass der Handlungsspielraum des Bürgermeisters aufgrund der begrenzten Gewerbeflächen ebenfalls begrenzt ist. Gerade am Kronberger Hang stehen jedoch Flächen zur Verfügung. Die Konzentration auf die ausschließliche Ansiedelung von Rechenzentren halten wir für bedenklich und nicht empfehlenswert und drängen deshalb weiterhin auf ein umsetzungsfähiges Konzept.

Auf die tatkräftige Unterstützung der CDU, die zahlreiche Wirtschaftsfachleute in ihren Reihen hat, können sich die Schwalbacherinnen und Schwalbacher dabei verlassen.

Stärkung der städtischen Einnahmen – ausgewogen und mit Augenmaß

In diesem Zusammenhang steht der Antrag zur besseren kommerziellen Nutzung des Bürgerhauses. Kostenpunkt pro Jahr: Über 1.000.000 Euro. Einsparmöglichkeiten: Wenige bis keine. Einzige Option: Steigerung der Einnahmen. Deshalb möchten wir, dass die Flächen im Bürgerhaus effizienter genutzt und die häufigen Leerstände verringert werden. Dies gelingt durch eine kommerzielle Vermarktung der Räumlichkeiten. Denkbar in diesem Zusammenhang ist z.B. ein gezieltes Angebot an Unternehmen, die Räumlichkeiten für Seminare und andere Anlässe benötigen oder an Initiatoren kultureller Veranstaltung. Einen entsprechenden Antrag haben wir für den Haushalt 2023 gestellt.

Aber auch die kleineren Schritte sind wichtig, zum Beispiel die Überarbeitung der Friedhofssatzung oder die Überprüfung der Parkgebühren. Hier müssen wir uns daran gewöhnen, dass die Stadt Gebühren erheben wird, die der erbrachten Leistung angemessen sind. Auch hier erfolgen die Anpassungen mit Augenmaß.

Einen weiteren Antrag haben wir zur Feuerwehrsatzung gestellt: Diese soll überarbeitet werden. Ziel ist hierbei nicht, Bürgerinnen und Bürger bei Notfällen stärker zur Kasse zu bitten. Es geht darum, dass die Alarmierung der Feuerwehr nicht die bequemere oder kostengünstigere Alternative zum Schlüsseldienst oder zum Aufzugsnotdienst sein darf. Dabei geht es uns nicht nur um die finanziellen Aspekte, sondern auch darum, die erhebliche, persönliche Belastung der Feuerwehrleute so gering wie möglich zu halten. Nur auf diese Weise kann die praktische Umsetzung des Ehrenamtes Feuerwehr auch in der Zukunft gesichert werden.

Konzentration auf notwendige Ausgaben und sinnvolle Maßnahmen

Nun zur Kosten- und Ausgabendisziplin: Ohne einen Verzicht auf Projekte, die vielleicht ein Mehr an Lebensqualität bedeuten, aber mittel- bis langfristig Einschnitte an anderer Stelle zur Folge haben, wird kein ausgeglichener Haushalt erzielbar sein. Auch wenn die wenigsten von uns den eigenen Gürtel gerne enger schnallen: Hier ist insbesondere die Solidarität mit den Einkommensschwächeren unserer Gesellschaft gefordert.

Es gilt, finanzielle Belastungen für Bürger durch erhöhte Gebühren und Abgaben zu begrenzen, dies insbesondere angesichts der allgemeinen volkswirtschaftlichen Lage und der hohen Energiepreisen, mit denen auch die Einwohner Schwalbachs konfrontiert sind.

Bau und Umwelt

Großprojekte wie der Feuerwehrneubau sind ein Muss. Andere Investitionsprojekte im Bereich Bau müssen angesichts der erforderlichen hohen finanziellen Mittel auf den Prüfstand gestellt werden. Mit dem Koalitionspartner SPD sind wir uns einig, dass der Haushalt 2023 Sperrvermerke für die sonstigen Großbauprojekte enthalten wird.

Umwelt- und Klimaschutz sind eines der wichtigsten Themen der Gegenwart und wohl auch der Zukunft. Hierfür sind – auch dessen müssen wir uns alle bewusst sein – nicht nur persönliche Einschränkungen und Verzicht, sondern auch finanzielle Investitionen notwendig. Für das Jahr 2023 haben wir zunächst die Prüfung der städtischen Immobilien durch Energieberater beantragt, um die Energiekosten langfristig einzudämmen. Die Ziele sind Wärmedämmung gemäß zukünftigen regulatorischen Vorgaben sowie die Prüfung möglicher Fördermittel.

Die Förderung von Maßnahmen, die nur kleinen Gruppen wie Haus- oder Wohnungseigentümern zugutekommen, können wir uns derzeit schlichtweg nicht leisten, ohne an anderen Stellen, welche die Mehrheit betreffen, sparen zu müssen. Deshalb: Keine Klientelpolitik! Die Vielzahl der derzeitig verfolgten Initiativen zum Klimaschutz wie Zisternen und Balkonmodule ist begrüßenswert. Allerdings können diese überwiegend nur von Haushalten umgesetzt werden, die über die baulichen Voraussetzungen und die notwendigen Finanzmittel verfügen. Beim Großteil der Schwalbacher Bevölkerung ist dies nicht der Fall.

Längerfristig soll der mittlerweile beschlossene „Schwalbacher Wärmeplan 2045“ greifen, den wir beantragt haben. Dieser Antrag wurde in einer der letzten Stadtverordnetensitzungen ohne Aussprache beschlossen – was die Opposition jedoch nicht davon abhielt, uns wieder lautstark dafür zu schelten, dass wir angeblich jede Umwelt- und Klimainitiative ablehnen. Was steht dahinter: Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Im Einklang mit dieser Zielsetzung muss der Gebäudebestand in Schwalbach bis spätestens 2045 treibhausgasneutral mit Wärme versorgt werden. Rund 30 % des hessischen Energieverbrauchs entfallen derzeit auf Heizung, Beleuchtung und Warmwasserversorgung, der Anteil für Heizung ist dabei der weitaus größte, Tendenz steigend.

Hier sehen wir die wichtigere Stellschraube und nicht bei Einzelmaßnahmen wie Lastenrädern, e-Tankstellen und ähnlichen Ideen. In einer Situation der Konsolidierung kommt es auch darauf an, dass man fokussiert arbeitet. Dies möchten wir der Verwaltung ermöglichen. Einsparungen, die wie bei den Heizkosten auf einer hohen Basis ansetzen, bringen langfristig mehr und sind schneller umsetzbar als die vielen kleinen Maßnahmen, mit denen die Opposition die Stadtverordnetenversammlung und die Ausschüsse endlos beschäftigen. Sehr wichtig: Auch unsere Bürgerinnen und Bürger müssen wir bei dieser Maßnahme mitnehmen. Der Umfang und der Zeitplan notwendiger privater Investitionsmaßnahmen müssen frühzeitig hinreichend transparent gemacht werden.

Digitalisierung und Transparenz

Die Kosten der Verwaltung insgesamt können durch Digitalisierung verringert werden. Hierfür haben wir keine gezielten Anträge gestellt, dennoch ist die Digitalisierung der Verwaltung eines unserer Fokusthemen. Gleichzeitig sehen wir in diesem Thema gespannt den Ideen der Verwaltung und insbesondere denen des ersten Stadtrats Thomas Milkowitsch entgegen. Initiativen in diese Richtung werden wir unterstützen, weil sie nicht nur Kosten senken, sondern auch dazu führen, dass das Serviceangebot an die Bürgerinnen und Bürger erhöht wird. Daneben sorgen digitalisierte Abläufe – sofern man nicht den Status Quo digitalisiert – auch dafür, dass Prozesse und Abläufe stabiler werden. Nebenbei können digitalisierte Prozesse auch die Transparenz erhöhen.

Denn um den skizzierten Herausforderungen gemeinsam begegnen zu können, ist Transparenz erforderlich – mehr Transparenz als bisher: Wir möchten regelmäßige Berichte über geplante Maßnahmen, Stand der Umsetzung von Projekten und Auswirkung auf die Gewerbesteuereinnahmen. Wie eingangs erläutert: Auf dieser Zahl muss unser aller Augenmerk in den nächsten Jahren liegen.

Fernheizkraftwerk

Zum Schluss noch ein Thema, das derzeit mindestens die Hälfte der Einwohner Schwalbachs bewegt: Das Fernheizkraftwerk. Auch dazu gibt es derzeit noch keine Anträge von uns. Das Thema ist für uns ein Arbeitsthema, dem wir uns als Fraktion und Koalition im Jahr 2023 mit ganzer Kraft widmen werden. Die Ausschreibung ist für 2025 vorgesehen und muss sorgfältig vorbereitet werden. Eventuelle Verhandlungen über Fernwärmepreise müssen parallel dazu stattfinden. Nun wäre es leicht, jeden privaten Anbieter zu verteufeln und auf eine zumindest teilweise städtische Führung des Fernheizkraftwerks zu drängen. Dem schließen wir uns NICHT an. Private Betreiber sind im Gegensatz zu uns als Stadt Experten in ihrem Gebiet. Unser Fokus wird sein, erneut auf dem Verhandlungswege eine gute Lösung für die Einwohnerinnen und Einwohner sowie für die Stadt zu erzielen. Daran arbeiten wir 2023.

Gemeinsames Arbeiten zum Wohle Schwalbachs

Mit Blick auf das kommende Jahr noch ein Appell an die Kolleginnen und Kollegen der Stadtverordnetenversammlung: Wir rufen auf zu mehr Sachlichkeit und konstruktivem Einbringen. Politisch motivierte, taktische Streitereien und Kritteleien sind fehl am Platze. Der Umgang miteinander hat in letzter Zeit sehr gelitten, auch was die Wortwahl anbetrifft. Da überrascht es nicht, dass öffentliche Sitzungen wenig Interesse von Seiten der Bürgerinnen und Bürger erfahren. Selbst bei brisanten Themen: Dem Akteneinsichtsausschuss mochten nur einzelne wenige beiwohnen. Dauerwahlkampf ist nicht zielführend angesichts der Lage, dafür haben diejenigen, für die wir angetreten sind, nämlich die Bürgerinnen und Bürger von Schwalbach, kein Verständnis. Über Politikmüdigkeit zu klagen – wie wir alle das häufig tun -, greift zu kurz, hier ist die Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion gefragt.

Denn: Unser Ziel ist es, Schwalbach gemeinsam und über Parteigrenzen hinweg voranzubringen!

Unverzichtbar für die Erreichung dieses Zieles ist unsere Stadtverwaltung. Zum Abschluss deshalb unser ausdrücklicher Dank an die Beschäftigten der Stadtverwaltung!

Und da Wertschätzung einer der wichtigsten Motivationsfaktoren ist, hiermit die Bitte, unseren Dank auch den nicht anwesenden Mitarbeitenden zu überbringen.